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Der Geologische Lehrpfad

Zusammenfassung: Es sind in Deutschland weit über tausend Lehrpfäde angelegt. Einige davon sind naturwissenschaftlichen Hintergrunds oder sogar rein geologisch thematisiert. Der Beitrag gibt einen Überblick zur Geschichte/Entstehung und was als Lehrpfad oder Erlebnispfad oder als geologischer Pfad insbesondere bezeichnet werden kann.

Foto oben: Geologischer Lehrpfad mit Exponaten an einer Ufermauer (Foto aus 2022)

Wikipedia definiert einen Lehrpfad wie folgt: “Ein Lehrpfad, auch Lernpfad oder Themenweg, ist ein ausgebauter Spazier- oder Wanderweg, der entlang von naturwissenschaftlich oder kulturell bemerkenswerten Objekten stationsartig durch die Landschaft oder auch durch bebautes Gebiet führt.”

Entstehung und Historie:
In Deutschland entstanden die ersten Lehrpfade bereits in den 30er Jahren, jedoch wurden erst ab den 60er/70er Jahren großflächig Lehrpfade im Rahmen des Bewusstseins zur Natur und Wald angelegt. Diese Lehrpfade sollten nicht nur der Sensibilität der Natur, sondern auch der Förderung der Regionalentwicklung dienen und dbzgl. eine Lenkungswirkung haben. Besucher aus der Umgebung und zumeist aus den Städten werden konkret geführt und “auf dem Weg gehalten”, was besonders in Naturschutzgebieten mit hohem Besucheraufkommen sinnvoll ist. Heutzutage gibt es weit über 1.000 Lehrpfade in Deutschland, die den Tourismus fördern, Umweltbildung bieten und die Attraktivität und Lebensqualität erhöhen.

Anfangs waren Lehrpfade meist nur mit Schildern und Schautafeln ausgestattet. Heute gibt es jedoch zusätzliche Medien zur Wissensvermittlung wie Broschüren und Apps. Auch Interaktion, Ausprobieren und Anfassen soll vermehrt möglich sein, um den Besuchern ein großartiges Erlebnis zu bieten. Es gilt, selbst zu erleben, statt nur zu lesen und zu schauen. Der Begriff Erlebnispfad, statt Lehrpfad hat sich zunehmende etabliert. Die Lehrpfade sind dabei zielgruppengerecht gestaltet, zum Beispiel um Kinder/Jugendliche unterschiedlichen Alters, Studierende oder Senioren anzusprechen, wobei je nach Zielgruppe Vorwissen berücksichtigt werden kann.

Geologische Lehrpfade: Die Geologie eignet sich besonders gut für Lehrpfade, da sie eine Naturwissenschaft ist, die durch Beobachtungen und Beschreibungen der Natur entstanden ist. Besonders in Bezug auf die Erdgeschichte oder in vulkanisch aktiven Gegenden sowie in (ehemaligen) Bergbauregionen bieten sich Lehrpfade an und sind zahlreich angelegt. Naturlehrpfade beschränken sich jedoch nicht nur auf geologische Themen. Vielfach sind auch die Flora und Fauna, Ökologie oder die Geschichte der Region Gegenstand der Wissensvermittlung. Oft werden auch die genannten Themen innerhalb eines größer angelegten Lehrpfads miteinander verbunden.

Lehrpfad Garmisch-Partenkirchen: Ein Beispiel eines klassischen, geologischen Lehrpfads ist der Pfad in Garmisch-Partenkirchen am Fuße der Alpen. Je nach Stationen über 1-2 km Weg, der die Geologie, Gesteine und Entstehungsgeschichte der Alpen zeigen soll. Dabei ist der Lehrpfad mit zahlreichen Exponate, Hinweis- und Schautafeln ausgestattet. Moderne Medien und Interaktion wird nicht geboten, der Pfad lebt meines Erachtens viel mehr von der Schönheit des Reintals entlang des Fluss Partnach (siehe Abb).

Geologischer Lehrpfad in Garmisch-Partenkirchen, rechts im Bild die Partnach (Foto aus 2022)

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Fracking-Gasgewinnung in Deutschland

Zusammenfassung:
Seit Beginn der Energiekrise wird über die Gasvorkommen in Deutschland gesprochen und ob die Exploration via Fracking im eigenen Land wirtschaftlich, politisch wichtig und gar klimatechnisch wertvoll sei. Geowissenschaftler in Deutschland diskutieren.

Eine Pressemitteilung zweier geologischer Verbände und eine Stellungnahme der Gruppe “Geos for Future” hat mich dazu bewogen, ein paar persönliche Gedanken im Blog darzustellen.

Einordnung:
Die Stimmen pro Fracking kommen vermehrt aus den politischen Lager der FDP und der Union. Inwieweit das Oppositionsgehabe ist bzw. von Seiten der Regierungs-FDP ein erneutes ‘Ärgern der Grünen’ darstellen solle oder es tatsächlich ernstzunehmende Vorschläge sind, war für mich schwer einzuordnen. Durch die Pressemitteilung zweier großer Geo-Verbände hat sich das meines Erachtens geändert, da sich endlich ein Zusammenschluss von Experten öffentlich in diese Diskussion einbringt und der Sache nun mehr Gewicht gibt: Die Deutsche Geologische Gesellschaft – Geologischen Vereinigung (DGGV) und der Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler (BDG) sprachen sich nämlich im November 2022 deutlich für eine Gewinnung von Gas über Fracking aus. Die Gruppe “Geos for Future” dagegen hat als Reaktion darauf im Dezember 2022 eine Stellungnahme verschickt und sogleich eine Petition ins Leben gerufen, die sich gegen die Mitteilungen der beiden Verbände positioniert.

Wertung: Die Standpunkte der DGGV und BDG belaufen sich darauf, dass das fachliche Wissen und die Technik für eine (sichere) Umsetzung vorhanden seien, um das Fracking-Moratorium von 2011 und 2017 wieder aufheben zu können. Und auch ein, global gesehen, mittelfristig geringeren CO2-Fußabdruck durch heimisches Fracking klingt für mich plausibel. Und genau da beginnen auch meine Probleme: Es ist ja nicht damit getan, dass man ein paar Löcher bohrt und sechs Monate später hat Deutschland Gas. Selbst mit einem beschleunigten Genehmigungs- und Planungsprozess und einer verlässlichen Kartierung braucht es mehr Zeit. Und zusammen mit den benötigten Anfangsinvestitionen können wir dann getrost davon ausgehen, dass eine heimische Förderung von Gas weit über den Zeitraum des “Gas als Brückentechnologie” hinausgehen wird. Möglicherweise wird Erdgas sowieso länger benötigt als Stand heute zum Ziel gesetzt. Kann man davon vielleicht schon ausgehen? Wir werden sehen, ich weiß es nicht.

Wie die Geos for Future in Ihrer Stellungnahme andeuten, sind die DGGV und der BDG Lobbyverbände für Geologen und berufliche Geologen (und für unsere Berufsgruppe wäre Fracking in Deutschland außer Frage gut) und bilden weniger das Gesamtspektrum der Geowissenschaften ab. Leider liest sich die Pressemitteilung für mich genau so und unter uns gesagt; gefühlt waren Geologen in der Vergangenheit auch nicht wirklich bekannt dafür, besonders klimafreundlich zu agieren. Fairerweise muss hinzugefügt werden, dass sich die Mitglieder der DGGV selbst uneinig sind und nicht geschlossen hinter den veröffentlichten Aussagen stehen, wie der Verband einräumte.

Ausblick: Nicht destotrotz haben mich das Vorpreschen der beiden Verbände in dieser Diskussion und die Stellungnahme der Geos for Future sehr gefreut. Mir kam es nämlich lange so vor, als würde es sich die Geologie oft leicht machen und sich auf ihre Wissenschaft zurückziehen,- und wichtige geowissenschaftliche Fragestellungen, die Politik und Gesellschaft betreffen lieber anderen zu überlassen. Wortmeldungen und Diskussionen von Geologen zu genau diesen Themen halte ich nämlich für wichtig in einer Gesellschaft.

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Der Vesuv bei Neapel

Zusammenfassung:
Der Vesuv gilt wohl als der am Gründlichsten untersuchte Vulkan Europas. Einmal in Neapel gehört eine Besteigung des Stratovulkans zum Pflichtprogramm.

Foto links: Pompeji mit dem Vulkan im Hintergrund (Foto aus 2022)

Zur Geschichte und zur Geologie: J.W. Goethe bestieg während seiner geologischen Arbeiten mehrfach den Vesuv. Im März 1787 erlebte er nach seinen Berichten eine Eruption des Vulkans aus nächster Nähe. In seinen Berichten ‘auch ich in Arkadien’ schrieb er zu Neapel: “Gewiß wäre der Neapolitaner ein anderer Mensch, wenn er sich nicht zwischen Gott und Satan eingeklemmt fühlte.” Das ist nun nicht besonders naturwissenschaftlich beschrieben, aber bei dem Anblick des Vesuvs nebst der Stadt, des Golfs von Neapel und eingeordnet in den damaligen Zeitgeist äußerst treffend formuliert, wie ich finde.
Die ersten vulkanischen Tätigkeiten gehen auf das Pleistozän, genauer auf ca. 400k Jahre vor unserer Zeit zurück. Über stetige Ausbrüche des Vulkans und schließlich der plinischen Eruption 79 n.Chr. (der Pompeji in Asche legte) entstand eine Caldera mit vier km Durchmesser. Die nachfolgenden Ausbrüche gaben dem Vulkan dann die Gestalt jenes ‘Doppelvulkans’ wie wir ihn heute kennen; die Ausbrüche hatten den Kegel des heutigen Vesuvs innerhalb der bestehenden Gipfelkaldera des Monte Somma nach und nach bis knapp 1.300 Meter aufgebaut. Die Lavaströme hatten eine vornehmlich südliche Ausrichtung, wodurch nur der nordöstliche Kraterrand des ehemaligen Sommas noch so gut erhalten blieb. Die letzte Eruption fand 1944 statt, so besteht heute dieser sog. Somma-Vesuv-Komplex aus dem Monte Somma im Norden und dem eigentlichen Vesuv in der ehemaligen Somma-Caldera und im südlichen Bereich.

Blick nach Osten auf die Stadt Neapel und auf den Somma-Vesuv-Komplex (Foto von 2022)

Neapel ist auf der Flyschzone mariner Sedimenten und Hangrutschungen, sowie teilweise auf Gesteinen ehemaliger Lavaströmen gebaut. Die Magmakammer des Vesuvs befindet sich zu großen Teilen in den älteren und tieferliegenden Gesteinen des Mesozoikums. Die Mineralogie der Lava läßt den Schluss zu, dass der Triasdolomit am Stärksten kontaktmetamorph veränderte. Man ging lange von einer großen Magmakammer in rund 5-6 km Tiefe und einem Volumen von geschätzt 50 km³ aus. Neue geophysikalische Untersuchungen belegen unterdessen, dass mindestens zwei Magmakammern existierten, wogegen die tiefere Kammer über 11 km unter der Oberfläche läge und die rezenteren Ausbrüche nur von einer oberen Kammer aus 5-6 km Tiefe gespeist wurden.

Pfad zum Vesuv. Im Hintergrund die Kraterschulter des Monte Somma (Foto aus 2022)

Begehung des Vesuvs: Der einfachste Weg auf den Kraterrand sind Bustouren von der Neapel-Innenstadt bis zu einem kleinen Parkplatz (Piazzale di Ercolano) auf etwa 1.000 Meter Höhe. Von dort aus erreicht man in etwa 20 Minuten über breit angelegten Pfaden den Kraterhorst. Kosten (Hin und Zurück) belaufen sich auf etwa 20 Euro, wobei ein Eintrittsgeld von 10 Euro für das obere Drittel des Vesuvs bereits inkludiert sind.
Alternativ und günstiger fährt man mit öffentlichen Verkehrsmittel zu den Haltestellen “Ercaloni Scavi” oder “Torre del Greco” am ost-südöstlichen Fuß des Vulkans. Die Wanderung beträgt dann gute drei Stunden. Ein schönerer Weg und nur unwesentlich länger führt auf der Südflanke des Vesuvs nach oben: Von der Haltestellen z.B. “Tracse” gilt es aber, zusätzlich eine halbe Stunde zu Fuß durch die Stadt zu marschieren. Um den bereits erwähnten Parkplatz führt in beiden Fällen kein Weg vorbei und das Eintrittsgeld von 10 Euro ist zu entrichten. Ein Abstieg in den Krater ist ohne behördlicher Erlaubnis nicht erlaubt.

Noch mehr Geologie: Die Region um Neapel hat geologisch weit mehr zu bieten. Weitere Tagestrips und Ausflüge von der Stadt sind neben Vesuv (und Pompeji):

  • die Vulkaninsel Ischia mit ihren vulkanischen Schultern (sieben Eruptionszentren). Mit der Fähre eine Stunde von Neapel entfernt.
  • die Insel Capri. Keine Vulkaninsel, sondern eie Kalksteininsel aus der Kreidezeit mit vielen Verkarstungen und Bruchzonen.
  • Campi Flegrei. Eine geologisch spannende Vulklanregion, wenige Kilometer westlich Neapels. Deren Zugang ist leider teilweise gesperrt.

Weiterführende Links:

Geologenhammer für Kinder

Zusammenfassung:
Geologenhammer für Kinder erfreuen sich großer Beliebtheit. Zwar ist es ein Nischenprodukt einer Nische (Geologenhammer), sinnvoll kann so ein Werkzeug auch für Erwachsene sein.

Foto links: exemplarisch ein Geologenhammer

Was sind Geologenhammer für Kinder
Unter ‘Kinderhammer’ versteht man im Allgemeinen die Geologenhammer mit 300g bis maximal 450g Kopfgewicht und damit einem Gesamtgewicht von deutlich unter einem Kilogramm. Während meines Studiums kam ich zum ersten Mal mit den Hämmer in Kontakt; eine zierliche Kommilitonin schwörte auf ihren ‘Lady-Pick’, wie sie immer sagte. Und tatsächlich sind diese kleinen Geologenhämmer für ihre Größe erstaunlich mächtige Werkzeuge. Dass man im kristallinen Gebirge damit nicht weit kommt, ist natürlich kein Geheimnis.

Zielgruppe dieser Produkte waren aber ursprünglich nicht Kinder oder die eben erwähnten zierlichen Geologinnen und Geologen, sondern Wissenschaftler, die etwas sorgfältiger am Stein arbeiteten und nicht auf grobschlächtige Handstücke aus waren. Paläontologen, Mineralogen und vor allem kartierende Geologen, die auf das Gewicht ihrer Ausrüstung achten mussten, arbeiteten gerne mit diesen Hämmer.

Gewicht und Größe bieten sich natürlich auch an für Kinder: Um Kindern ihr Interesse an der Geologie, Steine und Fossilien zu wecken und vor allem aufrecht zu halten, muss man mit ihnen ins Gelände gehen. Die Lust auf Lesesteine vergeht dabei schnell, wenn sie die Erwachsenen an ehemaligen Steinbrüchen und Felswänden hämmern sehen. Für einen kleinen Menschen ist ein Hammer um ~1.000 Gramm alles andere als gesund und führt in der dauerhaften Nutzung meist nur zu Frust. In weichen oder gut spaltbaren Gestein sind die kleinen Hammer dagegen ausgezeichnet zu gebrauchen. Dass das mit am aufregendste Feld für die Kleinen sowieso die Paläontologie ist und Fossilien meist in gut zu bearbeitenden, dankbaren Sedimenten liegen, kommt dem entgegen. Ein sehr beliebtes Ausflugsziel für die Familie sind zum Beispiel die Steinbrüche in Holzmaden am Fuß der schwäbischen Alb. Ich war erstaunt, wieviele Kinder begeistert nach Fossilien suchen. Wer im Süden Deutschlands unterwegs ist, rate ich zu einem Abstecher dorthin. Es lohnt sich. Einen Blogbeitrag auf diesen Seiten widme ich extra der Lokalität.

Bei den kleinen Geologenhammer macht man mit den bekannten Hersteller Estwing oder Picard nichts falsch. Schließlich sind diese Produkte in Herstellung, Aussehen und Gebrauch das 1:1 Gegenstück der großen Brüder. Bei dem geringeren Gewicht muss der Hammer auch nicht zwingend an einem Stück geschmiedet sein, vorausgesetzt die Verbindung zwischen Kopf und Stiel ist qualifiziert. Zwei taugliche Hämmer stelle ich vor: Shop: Geologenhammer (klein)

Barbara-Tag der Geologen

Zusammenfassung:
Jährlich zum 04. Dezember findet der Tag der Heiligen Barbara statt. Ein besonderer Tag, genießt er bei Geologen und Bergleuten fast den Status eines Feiertags.

Foto links: kleine Barbara-Kapelle von innen, nahe einem Bergbau

Geschichte der Heiligen Barbara
Barbara von Nikomedien (heute die Region um Izmit/Türkei), so schreibt man, lebte im 3. Jahrhundert. Sie ließ sich dort zu Zeiten der Christenverfolgung gegen den Willen ihres Vaters taufen, was ihr den Enthauptungstod brachte. Zuvor fand sie noch in ihrer Verzweiflung Schutz hinter einem Felsen, der sich ihr wie durch ein Wunder öffnete und sie vor ihrem Vater verstecken konnte. Von einem Hirten aber verraten wurde sie gefangen genommen, gefoltert und schließlich im Alter von 29 Jahren hingerichtet. Als göttliche Strafe wurde ihr Vater vom Blitz getroffen. Historisch ist nicht bestätigt, dass sich tatsächlich alles so wie beschrieben abspielte.

Als Märtyrerin wurde Barbara später von der katholischen Kirche heilig gesprochen und steht heute als Symbol für die Standfestigkeit im Glauben. Sie zählt zu einer von 14 Nothelfer im christlichen Glauben und wurde zur Schutzpatronin einiger Berufsgruppen. Unter anderem der Feuerwehrleute, der Soldaten der Artillerie, aber auch ab dem 16. Jhd. der Bergleute und noch etwas später die der Geologen.

Barbaratag heute
Bis heute werden verschiedene Bräuche rund um diesen Tag gelebt. Bekannt sind die Kirschbaumzweige, die zu Weihnachten blühen mögen. Doch abseits dieses Brauchs werden vor allem in der Geologie Traditionen hochgehalten.

  • Im Tunnelbau läßt man am Hauptportal jedes Tunnels während der Vortriebsarbeiten eine Nische brechen, in der eine kleine Statue der Heiligen Barbara ihren Platz findet. Sollte diese Statue den Mineuren früher Glück bringen, ist es heute mehr nur eine liebgewonnene Gepflogenheit. Lange Zeit jedoch weigerten sich die Mineure gar, am 04. Dezember in die Tunnel oder Stollen zu steigen. Aufgrund finanzieller Zwänge und abnehmenden Glaubens/Aberglauben wird heute am Barbaratag meist durchgearbeitet. Wie das ‘Bergfest’ wird auch das Barbarafest auf den Baustellen noch gerne gefeiert.
  • Im Bergbau unter Tage gelten ähnliche Traditionen und Bräuche. Meist mit einer längeren Lebensdauer der ‘Barbara-Schreine’ als bei den kürzeren Tunnelbauprojekten. Symbolisch wird die Barbara-Ehrung auch anderweitig gezeigt. Als gutes Beispiel dienen die 29 goldenen Knöpfe, die sich auf den Uniformen und Trachten u.a. der Bergleute aus dem Erzgebirge befinden und auf das Alter der Heiligen Barbara Bezug nehmen.
  • An vielen geowissenschaftlichen Instituten der Universitäten werden Feste zu Ehren der Heiligen Barbara gefeiert. Meist am 04. Dezember oder an einem nahgelegenen Tag der Kalenderwoche. Traditionell werden dabei die Erstsemester oder Studienanfänger der Geologie mit lustigen Spielen im Rahmen einer Geologentaufe getauft. Ein ‘ungetaufter’ Geologe sei kein echter Geologe,- wird gerne mal erzählt.

Tatsächlich also ein ganz besonderer Tag für alle Geologen.

Weiterführende Links:

Interview einer Berufseinsteigerin

Zusammenfassung:
Interview einer jungen Geologin zu ihrem Beruf in der Umweltgeologie. Barbara (M.Sc) studierte an der Universität einer schönen Stadt in Süddeutschland.*
Seit knapp zwei Jahren arbeitet sie in einem kleinen Geo-Ingenieurbüro mit 5-15 Mitarbeiter.

Foto oben: Probenahme eines Haufwerks. Erst nach einer Deklarationsanalyse darf das Haufwerk entsorgt werden.

Das Gespräch habe ich verkürzt und zusammengefasst wiedergegeben, so dass es in das Format meiner Blogbeiträge passt. Das vollständige Interview liegt noch auf meiner Platte. Zu den Fragen und Antworten:

Was genau macht das Ingenieurbüro und was sind deine Aufgaben?
Wir bieten Dienstleistungen im Geo- und Umweltbereich an. Meist handelt es sich dabei um geotechnische und abfallrechtliche Untersuchungen von Böden und Baugrund, die wir im Auftrag von Bauunternehmen durchführen. Ich arbeite in der Umweltgeologie. Zu meinen Aufgaben zählen die Konzeption und Durchführung von Probenahmen und Auswertung der Laboranalysen.

Die Bauunternehmen wollen also bauen. Und bevor der Erdaushub entsorgt wird, wird er untersucht und klassifiziert?
Richtig. Dazu gibt es Vorschriften, in welchem Umfang die Untersuchungen stattzufinden haben und nach welchen Grenzwerten die Boden zum Wiedereinbau oder zur Entsorgung freigegeben werden. All das übernehmen wir für die Bauunternehmen.

Wie stark ist da noch die Verbindung zur eigentlichen Geologie?
Das Wissen um die Eigenschaften verschiedener Gesteine ist wichtig. Bei stark bindigen Böden geht man ganz anderst heran als bei Sanden und Kiesen. Gesteinsansprachen muss man immer mal können. An Grundlagen in der anorganischen Chemie kommt man auch nicht vorbei. Vor allem muss man aber die einschlägigen Regelwerke von Bund und Länder kennen. In unserem Team sind auch Geographen und Umweltingenieure.

Meinen Erfahrungen nach hat Umwelt und Ökologie auf den Baustellen nicht den besten Ruf. Wie gestaltet sich bei dir die Zusammenarbeit vor Ort?
In den meisten Fällen genießen wir bei unseren Auftraggebern schon einen Expertenstatus und sind darüber hinaus beratend tätig. Wir suchen ja nach Lösungen zu Themen, zu denen der Auftraggeber wenig Expertise aufweisen kann. Es gab in meiner kurzen beruflichen Laufbahn aber auch Fälle, bei denen nur Druck auf uns ausgeübt wird: Wenn unsere Ergebnisse und Interpretationen nicht so ausfallen wie gewünscht, kostet das den Unternehmen Zeit und Geld. Wir werden von den Firmen bezahlt. Von daher kann es zu Interessenskonflikten kommen.

Und wie gehst du damit um?
Mein Chef hat die Einstellung, dass wir uns selbst mehr schaden würden, würden wir unsere Glaubwürdigkeit und Seriösität für kurzfristige Gewinne über Bord werfen. Und selbst möchte ich auch nicht in einer rechtlichen Grauzone arbeiten. Aber trotz des Rückhalts vom Büro ist es manchmal schwer, sich durchzusetzen. Die Interpretation und das Umsetzen rechtlicher Vorgaben ist nicht immer Schema F. Nicht immer schwarz oder weiß.

Hältst du dein Gehalt für die Arbeit angemessen?
Ich bin bei einer 40h-Woche mit einem Jahresgehalt von ca. 40.000 Euro eingestiegen. Heute verdiene ich nicht ganz 45.000 Euro. Überstunden sind bereits bis 10% der Wochenstunden mit dem Gehalt abgegolten. Darüber komme ich aber nur, wenn Kampagnen anstehen. Ich arbeite in einem kleinen Büro, was nicht die allergrößten finanziellen Mittel hat. Auf der anderen Seite stehe ich noch am Anfang meiner beruflichen Karriere und das Büro bietet mir viele wichtige Fortbildungen. Obwohl das die letzten Monate über schwer war (Anm. Pandemie). Es ist ein faires Geben und Nehmen. Die Arbeit gefällt mir.

Danke für das Interview.

* die spannenden Antworten zu Rollenkonflikten und Gehalt am Ende wollte ich im Interview behalten. Deswegen wurden auf Wunsch von Barbara Namen und Angaben zum Umfeld von mir geändert oder entfernt.

Exkursion: Fossilien bei Holzmaden

Holzmaden Museum Hauff

Zusammenfassung:
‘Holzmaden’ gilt als einzigartige Fossilienlagerstätte. Einen Besuch wert ist das Urweltmuseum mit anschließendem Graben nach Fossilien im benachbarten Besuchersteinbruch in Ohmden.

Foto links: Arbeitszimmer nachgestellt aus der Entstehungszeit des Museums Hauff in Holzmaden (Foto aus 2020)

Seit meinem Studium in den 2000er war ich nicht mehr in der Region. Letzten Sommer konnte ich dann endlich wieder mit Freunden nach Holzmaden zum Fossilien schauen und ausgraben. Es lohnt sich.

Zur Lokalität: Holzmaden ist eine Gemeinde am Fuße der schwäbischen Alb, knapp 20 km südöstlich von Esslingen am Neckar gelegen. Geologisch bekannt ist Holzmaden für seine zahlreichen Fossilienfunde. 1979 wurde die Region in Baden-Württemberg zum Grabungsschutzgebiet erklärt. Zu beachten ist dabei, dass nicht Holzmaden als Gemeinde, sondern als eine Region mit Nachbargemeinden zusammengefasst werden.

Erdgeschichte: Bei der Region um Holzmaden bewegen wir uns auf den Sedimenten des unteren Juras, genauer in den Lias-Abfolgen des Schwarzjuras. Paläotektonisch ist das eine spannende Zeit: Der Superkontinent Pangäa ist im Begriff, in die beiden Großkontinente Laurasia im Norden und Gondwana im Süden auseinanderzubrechen. Im unteren Jura vor etwa 180 Millionen Jahre hatte sich Gondwana schon weitgehend abgespalten und das urzeitliche Meer, die Tethys reichte bis zu den Kontinentalränder hin. Die Ausläufer des Meeres überdeckten dabei Teile des heutigen Mitteleuropas und eben auch Holzmaden. Ammoniten und Muscheln und größere Lebewesen wie Ichthyosauriern und Plesiosauriern prägten die Meerlandschaft.

Heute: Die dort antreffenden Posidonienschiefer bestehen aus schwarzen, leicht öligen Schieferplatten. Diese sind reich an außerordentlich gut erhaltenen Fossilien. Die Ölschiefer wurden noch vor wenigen Dekaden über Tage abgebaut. Wirtschaftlich war dies aber bald nicht mehr rentabel und die Gruben wurden stillgelegt. Für Fossiliensammler und Paläontologie aber sind diese Gruben ein Glücksfall.

Museum: Ein glücklicher Umstand zum Einen, da die Steinbruchbetreiber schon im 19. Jhd. ein großes Interesse an Fossilien zeigten. Dabei sei insbesondere das Urweltmuseum Hauff zu erwähnen, das von der Familie Hauff bereits in den 1930er Jahre gegründet wurde und bis heute weiter gewachsen ist. Das Museum ist tatsächlich sehr anschaulich aufgebaut. Die Erdgeschichte und geologischen Zusammenhänge sind verständlich beschrieben, die oben genannten Fossilien sind in bester Qualität und übersichtlich dargestellt. Freilich haben die großen Naturkundemuseen ganz andere Möglichkeiten. Regional gesehen oder auf die Zeit des unteren Juras bezogen sucht das Museum dagegen seinesgleichen.

Steneosaurier, ausgestellt im Urweltmuseum Hauff (Foto aus 2020)

Besuchersteinbruch: Ein Glücksfall sind jene Gruben auch, weil manche der Steinbruchbetreiber ihre ehemaligen Steinbrüche für Fossiliensucher (meist gegen kleines Entgelt) offen halten oder an diese Situation angepasst renaturieren. Nach meinen Besuchen in der Region halte ich den Besuchersteinbruch Kromer im benachbarten Ohmden für sehr gut organisiert. Durch regelmäßige Brucharbeiten hat man im Abbraum und im Anstehenden immer wieder neues Material. Hammer und Meisel lassen sich für 1-2 Euro ausleihen. Der Steinbruch ist bei trockenem Wetter stets gut besucht und auch bei Familien mit Kindern äußerst beliebt. Die Erfolgsquote zum Auffinden vorzeigbarer Fossilien ist sehr hoch.

Blick in die Grube des Besuchersteinbruchs Kromer in Ohmden (Foto aus 2020)

Hinweis: Aufgrund der Situation um ‘Corona’ können die Öffnungszeiten der erwähnten Lokalitäten vom Regelbetrieb abweichen.

Weiterführende Links:

Buch: Eine Karte verändert die Welt

Zusammenfassung: 
“Eine Karte verändert die Welt – William Smith und die Geburt der modernen Geologie”. Ein Kommentar zum Roman von Simon Winchester,

Foto links: das Buch enthält die ein oder andere schöne Zeichnung (engl. Version)

Ich las ein wenig über die Wissenschaftsgeschichte der Geologie. Gerade die Dekaden zu Beginn des 19. Jhd waren eine äußerst spannende Zeit, ein bekannter Zeitgenosse damals war William Smith. Vor rund 10 Jahren in einem der ‘Waterstones’ (bekannte Bookshop-Kette) in London entdeckte ich jener Roman von Simon Winchester, geschrieben 2001: “The map that changed the world”. Eine Karte verändert die Welt. Das Buch erwarb ich noch im Laden und beziehe mich in meinem Beitrag auf die englische Originalausgabe. Die Übersetzung ins Deutsche soll absolut in Ordnung sein.

Inhalt: William Smith, geb. 1769 arbeitete in England als Ingenieur im Straßen und Kanalbau. Bei der Ausübung dieser Tätigkeiten bemerkte er wiederkehrende Muster in den Querprofilen der Böden. Bei Fossilienfunde erkannte er je nach Fundort ebenfalls wiederkehrende Merkmale. Er begann, diese systematisch aufzuzeichnen und erstellte Karten des Untergrunds. Über die nächsten 15-20 Jahre sollte er schließlich ganz England geologisch kartiert haben und sich dabei bis in den finanziellen Ruin getrieben haben.

Besprechung: Das Buch stellt eine Biographie des William Smith in Romanform oder einer Erzählung dar, was es sehr unterhaltsam und flüssig lesen läßt. Die Beschreibung der Landschaften Englands finde ich zudem sehr gelungen, ebenso seine Gedankengänge, wenn er detektivisch versucht, aus den geologischen Puzzleteilen das Ganze zu verstehen. Die geologischen Sachverhalte sind dabei etwas vereinfacht dargestellt, aber Simon Winchester beherrscht dabei die Gratwanderung zwischen wissenschaftlicher Korrektheit und Verständnis für einen interessierten Laien meines Erachtens sehr gut.

Simon Winchester nimmt sich deutlich weniger ‘kreativer Freiheiten’ heraus, wie zum Beispiel Daniel Kehlmann bei seiner doch fast fiktiven “Vermessung der Welt” aus 2005 (mit Humboldt & Gauss als Protagonisten). Insgesamt sehe ich William Smith in dieser Biographie als etwas zu heroisch beschrieben. Zur damaligen Zeit war die geologische Wissenschaft in einer heißen Phase: Die Kontroversen zwischen ‘Plutonismus und Neptunismus’, die ersten wissenschaftlich begründete Thesen einer langzeitlichen Erdgeschichte wurden diskutiert und stellten sich gegen die bislang anerkannte biblische Erdgeschichte mit ihrer Sintflut. William Smith hatte hier ‘auf das richtige Pferd’ gesetzt und machte sich seine Gedanken mit teils bahnbrechenden Notizen. In Realität hielt er sich bzgl. Äußerungen und Interpretationen aber doch weitgehend zurück. Im Buch von S. Winchester dagegen wirkte es fast so, als hätte er die biblische Evolutionslehre selbst zu Grabe getragen. Zum Anderen fand William Smith seinen Gegenspieler in George Bellas Greenough; einem in geologischen Kreisen sehr einflussreichen, aber versnobbten Dilettanten, wie im Buch so schön nacherzählt. Der Leser muss hier meines Erachtens zwischen den Gedanken Smiths und den historischen Tatsachen zu unterscheiden wissen. Greenough war immerhin einer der Gründer der Geological Society of London und hat enorm viel für das gesellschaftliche Ansehen der Geologie getan. Dass er den antiquierten Lehren Abraham Gottlob Werners folgte, war sicher unglücklich. Dass er dann einem William Smith und seinen frühen Ideen von Leitfossilien sehr skeptisch und unlauter gegenüberstand, ist zu kritisieren. Doch für den damaligen Zeitgeist nachvollziehbar.

Dem Lesevergnügen macht das aber keinen Abbruch, im Gegenteil. So kommt die Gedankenwelt William Smiths unterhaltsam beim Leser an. Sein Leben und seine enorm wertvollen Dienste für die moderne Geologie werden in dem Roman spannend und kurzweilig beschrieben.

Weiterführende Links:

\ englisch \ deutsch

Geopoetik, Geopoesie und Geodichtung

Zusammenfassung: 
Die Geologie spielte lange Zeit eine untergeordnete Rolle in der Dichtkunst. Das änderte sich ab dem frühen 19. Jhd. Sie führt aber immer noch ein Schattendasein.

Foto links: Klippen in Irland waren Inspiration so mancher Geopoesie

Für die drei oben erwähnten Begriffe kenne ich keine allgemeingültigen Definitionen. Es scheint jedoch in den Literaturwissenschaften, dass sich die Geolyrik oder Geopoetik -vereinfacht ausgedrückt- mit allem beschäftigt, was mit Landschaft und Orte, Territorien zu zun hat. Es dominieren die geografischen Elemente über denen der Geologie. In meinen Augen griffiger ist dafür die Bezeichnung Literaturgeographie. Außerhalb unserer Landesgrenzen sieht es etwas anderst aus: Vor etwas über 30 Jahren gründete Dr. Kenneth White das ‚International Institute of Geopoetics‘ und versuchte die Geopoetik als Studienfach und Forschungszweig in Frankreich und GB zu etablieren. Dieser Begriff der Poetik bezeichnet die Lehre der Dichtkunst und weniger die Dichtung selbst. Ich nutze daher im weiteren Beitrag lieber den Begriff Geopoesie oder einfach nur Geodichtung.

Wie kommen wir innerhalb der Geopoesie nun weg von der Geographie hin zur Geologie? Eine Option: Die Geologie übt einen gewissen Einfluß auf uns Menschen aus, sie muss ein bestimmtes Gewicht haben, sodass man sich auch in literarischer Weise damit befasst. Die Relevanz, sich in der Dichtkunst auch mit der Geologie zu befassen, sehe ich in den folgenden Punkten:

  • Steine- im weiten Sinne die ganze Geolgie, bildet die Grundlage unseres Planeten und unseres Lebens.
  • Darüber hinaus bieten uns Steine Schutz vor Naturkatastrophen und vor Feinden (Waffen, Höhlen, Mauern). Geologische Prozesse können aber auch selbst Gefahr sein.
  • Und Steine fungieren als ästhetische Objekte und als Kulturgut. Geologie wird zur Kunst.

Die Geologie war über lange Zeit ‘nur’ reines Handwerk. Beispielhaft hat das Steigerlied aus dem 17. Jhd Berühmtheit erlangt, welches heute noch bei Fußballvereinen mit Mining-Tradition von den Fans vor Spielbeginn gesungen wird.

Die Geologie als ernstzunehmende Wissenschaft existiert erst seit Ende des 18. Jhd. Vorher galten Minerale und Fossilien maximal als Kuriosität der Natur und als Sammelobjekte von Adligen und Reichen. So wundert nicht, dass geologische Gedichte zuvor quasi nicht existierten. Eine eigene Kunstform dagegen bildeten ab dem 19. Jhd die geologischen Spottgedichte. Erfreuten sich satirische Werke zu der Zeit großer Beliebtheit, luden gerade kontroversen Themen zur Entstehung der Fossilien und der Herkunft und Entstehung der Gesteine dazu ein. Zuvor bezog man sich bis dahin auf die Macht oder Schönheit der Natur.

Es lassen sich namhafte Verteter verschiedener Epochen finden, die sich der Geodichtung annahmen. Reine Geopoethen sind mir hingegen nicht bekannt. Die Gedichte von Friedrich Hölderlin (18.Jhd – 19.Jhd), Annette von Droste-Hülshoffs Mergelgrube (19.Jhd) oder Nelly Sachs mit ihrem Chor der Steine (20.Jhd) seien hier genannt. Großartige Gedichte gibt es von Josef Viktor von Scheffel (19. Jhd). Wie er seine für damalige Verhältnisse beeindruckende Kenntnisse der Geologie in seinen Werken einbringt sucht seines Gleichen. Beispiele sind sein Ichthyosaurus und der Granit aus seinem Großwerk Gaudeamus.

Weiterführende Links:

Rechtliches zum Fossilien sammeln

Zusammenfassung: 
Beim Graben und Sammeln von Fossilien gibt es einige rechtlichen Dinge zu beachten. Die Rechtslage ist dabei nicht einheitlich.

Foto links: Kern und Abdruck zweier Ammoniten aus dem Schwarzjura

Anfänger und Hobbypaläontologen, die sich zu (ehemaligen) Steinbrüchen z.B. in Holzmaden begeben, müssen sich keine großen Sorgen machen. Die Areale sind extra ausgewiesen. In Abstimmungen mit den Museen wurde von den Betreibern festgelegt und klar kommuniziert, welche Fossilien uneingeschränkt behalten werden dürfen (z.B. jegliche Ammoniten) und welche Funde zu melden sind. Hier kann man bedenkenlos im Gelände agieren.

In ‘freier Wildbahn’ ist der Sachverhalt etwas komplexer. Beim Thema Mineralien und Fossilien kann das Gesetz zur Neuregelung des Kulturgutschutzrechts (KGSG) aus dem Jahre 2016 Anwendung finden. Dieses beschreibt in erster Linie die Ein- und Ausfuhrbestimmungen zum Schutz nationaler Kulturgüter. Die Paläontologie findet hier aber Erwähnung. Entsprechend wird der Umgang mit Fossilien -der Kulturhoheit der Länder sei Dank- bis auf wenige Ausnahmen in den Denkmalschutzgesetzen der jeweiligen Bundesländer geregelt. In den Gesetzen wird die Paläontologie ähnlich der Archäologie behandelt. In der Archäologie aber hat die Ortsgebundenheit einen ganz anderen Stellenwert. Eine klare Unterscheidung ortsfester und beweglicher Bodendenkmäler gestaltet sich schwierig und ist nicht bundeseinheitlich.

Je nach eigenem Anspruch mögen wir uns die Frage stellen: Fallen unsere gefundenen Fossilien überhaupt unter die paläontologische Denkmalpflege? Oder anderst gefragt; wann sind die Fossilien in besonderem Maße schützenswert? In den meisten Denkmalschutzgesetzen werden Unterscheidungen wie “besonders bedeutende Fossilien” genutzt und als Denkmal betrachtet. Mal mehr mal weniger konkretisiert, welche Arten darunter fallen. In Bayern dagegen findet der Denkmalbegriff auf nicht von Menschen geschaffene Sachen erst gar keine Anwendung. Für Fossilien gilt dann das Fundrecht des BGB. Auch nach dem Hintergrundpapier des KGSG gilt für die Mehrzahl der Funde der Kulturbegriff nicht. Es bleibt aber immer noch ein Grauzonenbereich und es obliegt schließlich einer Entscheidung im Einzelfall.

Auch wenn wir nun davon ausgehen, kein ‘Kulturgut’ zu finden, bleiben Einschränkungen beim Sammeln. In Nationalparks und Kulturstätten ist das Graben und Sammeln nicht erlaubt und auf Privatgelände dürfen die Grundstücke nur mit Genehmigung des Eigentümers betreten und dort gesammelt werden.

Gerade alte Steinbrüche und größere Baugruben sind bei Hobbypaläontologen sehr begehrt. Eine Erlaubnis einzuholen ist dafür umso schwieriger. Auf manchen Baustellen, auf denen ich beruflich als Geologe unterwegs war, nutzte ich gerne das Privileg und ging auf eigene Faust auf die Suche nach Fossilien. So weiß ich aber auch, kaum ein Bauunternehmer oder Bauherr hat Interesse daran, dass Privatpersonen in ihren Gruben umherspringen. Oder sie äußern Bedenken wegen der Haftung.

Falls man auf ein Fundstück mit besonderem Wert stößt, ist meines Erachtens auch unklar, in wessen Eigentum dieses übergeht. Und wenn ich noch etwas weiterspinne und man findet auf der Baustelle einen gut erhaltenen Archaeopteryx? Nur als Beispiel. Es darf auch gerne ein Ichthyosaurier sein. Dann melden Landratsamt oder Ministerium aber ganz schnell ihre Ansprüche an und der Bauherr wird sich für einen Baustopp bedanken. Das Risiko geht er nicht ein, wenn er nicht muss.

Ich sehe die Rechtslage für Paläontologen nicht in jedem Fall als eindeutig. Ich bin aber auch kein Jurist und weder kann ich für die Richtigkeit der Angaben garantieren, noch eine Rechtsberatung anbieten.

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