Vielleicht kam ja bei dem einen oder anderen die Frage nach einem Studium der Geologie auf. Geowissenschaften, das klingt irgendwie interessant. Man kann die Erde verstehen, die Erde retten. Oder auch nicht.
Zur Ausbildung; es existiert in Deutschland keinen Ausbildungsberuf Geologie. Am nächsten kommt noch der „Geotechniker“, der sich jedoch mehr als Erdbauer und weniger als Erdwissenschaftler versteht. Der Weg zum Geologen führt in Deutschland nur über ein Studium an einer Universität. Selbst Fachhochschulen und duale Ausbildungen sind in der Geologie nicht vorgesehen.
Im Zuge des Bologna-Prozess und der Umstellung auf die Bachelor/Master-Abschlüsse in den 2000er Jahren setzten viele Universitäten auf die Bezeichnung der Geowissenschaften oder Angewandte Geowissenschaften für die Geologie (und der verwandten Mineralogie). Wenn man nun die Geographie, Umweltwissenschaften und andere Geo-Studiengänge betrachtet, die allesamt unter “Geowissenschaften” fallen, sorgt diese neue Bezeichnung möglicherweise für Verwirrung. Geowissenschaften sollte man also immer im richtigen Kontext verwenden. Um Mißverständnisse zu vermeiden nutze ich weiterhin den wohl bald antiquierten Begriff Geologie.
Die Geologie ist eine Naturwissenschaft. Wenige Universitäten, bei denen der Schwerpunkt im Bergbau oder bei der Geotechnik liegen, bieten den Studiengang als Ingenieurstudiengang an, so z.B. die Universität Darmstadt.
Als Naturwissenschaft bedient sich die Geologie der Mathematik als Hilfswissenschaft. Physik und Chemie werden im Grundstudium auch angeboten. Anspruch und Wahlmöglichkeiten sind dabei in den Prüfungsordnungen der jeweiligen Hochschulen festgelegt.
Zu Ende des Bachelors und für den anschließenden Master werden die Schwerpunkte eines bis dahin noch allgemein gehaltenem Studium gewählt. Die Geologie bietet viele Vertiefungen: Diese sind im angewandten Bereich die Ingenieurgeologie, Hydrogeologie, Tunnelbau, Bergbau, Exploration und Lagerstättenkunde und Mineralogie. Eine andere beliebte Richtung ist die Paläontologie und Erdgeschichte, die regionale Geologie oder auch die klassische Tektonik und Strukturgeologie. Vielfach sind Ausflüge in Nachbarwissenschaften möglich: die Geochemie, Geophysik und Geoinformatik sind Beispiele.
Das Studium bietet zahlreiche Exkursionen: Sind während der ersten Semester noch 1-2 tägige Exkursionen im Umland üblich, werden es später 10-15 Tage im Gelände oder länger. Von geologischen Kartierungen in den Alpen, vulkanologische Exkursionen auf Island, Hawaii oder einer erdgeschichtlichen Entdeckungsreise durch das Paläozoikum im benachbarten Tschechien sind die Angebote vielseitig.
Wie bei den meisten MINT-Studiengängen ist die Abbrecherquote auch in der Geologie hoch. Mathematik, Chemie und Physik oder technische Mechanik können die ersten Semester fast 2/3 des Studiums ausmachen. Bei manchen mineralogischen Vorlesungen findet man zu Beginn kaum einen Zugang zur eigentlichen Geologie. Eine Frustrationstoleranz und Disziplin ist mitzubringen. Mit einem naturwissenschaftlichen Grundverständnis ausgestattet und etwas Fleiß lassen sich Defizite in den ein oder anderen Fächern kompensieren und das Studium dennoch erfolgreich abschließen.
Die Wahl des Studienfachs beeinflusst den weiteren beruflichen Lebensweg massiv. Man kann die Wahrscheinlichkeit, hier die richtige Entscheidung für sich zu treffen, erhöhen. Ich empfehle dazu:
- ein Buch über Geologie lesen. Und zwar ein ganz Bestimmtes: ‘Allgemeine Geologie’ von Press & Siever. (Link auf amazon.de*). Ein teures Buch, aber auch sehr gut.
- die Fachschaft an der Uni der Wahl befragen. Die Fachschaften bilden die fachbezogene Interessensvertretung an der Uni. Ihnen gehören Studierende höheren Semesters an. Diese kennen die Inhalte, die Prüfungsordnung und die Uni sehr gut. Manchmal sogar besser als die Profs oder Dozenten in der Sprechstunde.
- das Studium zum Selbstzweck ist schön. Wenn man eine Vorstellung davon hat, was danach kommt, kann das zusätzlich motivieren. Zu den Berufsfelder des Geologen gibt es einen anderen Beitrag von mir.
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