Der Vesuv bei Neapel

Zusammenfassung:
Der Vesuv gilt wohl als der am Gründlichsten untersuchte Vulkan Europas. Einmal in Neapel gehört eine Besteigung des Stratovulkans zum Pflichtprogramm.

Foto links: Pompeji mit dem Vulkan im Hintergrund (Foto aus 2022)

Zur Geschichte und zur Geologie: J.W. Goethe bestieg während seiner geologischen Arbeiten mehrfach den Vesuv. Im März 1787 erlebte er nach seinen Berichten eine Eruption des Vulkans aus nächster Nähe. In seinen Berichten ‘auch ich in Arkadien’ schrieb er zu Neapel: “Gewiß wäre der Neapolitaner ein anderer Mensch, wenn er sich nicht zwischen Gott und Satan eingeklemmt fühlte.” Das ist nun nicht besonders naturwissenschaftlich beschrieben, aber bei dem Anblick des Vesuvs nebst der Stadt, des Golfs von Neapel und eingeordnet in den damaligen Zeitgeist äußerst treffend formuliert, wie ich finde.
Die ersten vulkanischen Tätigkeiten gehen auf das Pleistozän, genauer auf ca. 400k Jahre vor unserer Zeit zurück. Über stetige Ausbrüche des Vulkans und schließlich der plinischen Eruption 79 n.Chr. (der Pompeji in Asche legte) entstand eine Caldera mit vier km Durchmesser. Die nachfolgenden Ausbrüche gaben dem Vulkan dann die Gestalt jenes ‘Doppelvulkans’ wie wir ihn heute kennen; die Ausbrüche hatten den Kegel des heutigen Vesuvs innerhalb der bestehenden Gipfelkaldera des Monte Somma nach und nach bis knapp 1.300 Meter aufgebaut. Die Lavaströme hatten eine vornehmlich südliche Ausrichtung, wodurch nur der nordöstliche Kraterrand des ehemaligen Sommas noch so gut erhalten blieb. Die letzte Eruption fand 1944 statt, so besteht heute dieser sog. Somma-Vesuv-Komplex aus dem Monte Somma im Norden und dem eigentlichen Vesuv in der ehemaligen Somma-Caldera und im südlichen Bereich.

Blick nach Osten auf die Stadt Neapel und auf den Somma-Vesuv-Komplex (Foto von 2022)

Neapel ist auf der Flyschzone mariner Sedimenten und Hangrutschungen, sowie teilweise auf Gesteinen ehemaliger Lavaströmen gebaut. Die Magmakammer des Vesuvs befindet sich zu großen Teilen in den älteren und tieferliegenden Gesteinen des Mesozoikums. Die Mineralogie der Lava läßt den Schluss zu, dass der Triasdolomit am Stärksten kontaktmetamorph veränderte. Man ging lange von einer großen Magmakammer in rund 5-6 km Tiefe und einem Volumen von geschätzt 50 km³ aus. Neue geophysikalische Untersuchungen belegen unterdessen, dass mindestens zwei Magmakammern existierten, wogegen die tiefere Kammer über 11 km unter der Oberfläche läge und die rezenteren Ausbrüche nur von einer oberen Kammer aus 5-6 km Tiefe gespeist wurden.

Pfad zum Vesuv. Im Hintergrund die Kraterschulter des Monte Somma (Foto aus 2022)

Begehung des Vesuvs: Der einfachste Weg auf den Kraterrand sind Bustouren von der Neapel-Innenstadt bis zu einem kleinen Parkplatz (Piazzale di Ercolano) auf etwa 1.000 Meter Höhe. Von dort aus erreicht man in etwa 20 Minuten über breit angelegten Pfaden den Kraterhorst. Kosten (Hin und Zurück) belaufen sich auf etwa 20 Euro, wobei ein Eintrittsgeld von 10 Euro für das obere Drittel des Vesuvs bereits inkludiert sind.
Alternativ und günstiger fährt man mit öffentlichen Verkehrsmittel zu den Haltestellen “Ercaloni Scavi” oder “Torre del Greco” am ost-südöstlichen Fuß des Vulkans. Die Wanderung beträgt dann gute drei Stunden. Ein schönerer Weg und nur unwesentlich länger führt auf der Südflanke des Vesuvs nach oben: Von der Haltestellen z.B. “Tracse” gilt es aber, zusätzlich eine halbe Stunde zu Fuß durch die Stadt zu marschieren. Um den bereits erwähnten Parkplatz führt in beiden Fällen kein Weg vorbei und das Eintrittsgeld von 10 Euro ist zu entrichten. Ein Abstieg in den Krater ist ohne behördlicher Erlaubnis nicht erlaubt.

Noch mehr Geologie: Die Region um Neapel hat geologisch weit mehr zu bieten. Weitere Tagestrips und Ausflüge von der Stadt sind neben Vesuv (und Pompeji):

  • die Vulkaninsel Ischia mit ihren vulkanischen Schultern (sieben Eruptionszentren). Mit der Fähre eine Stunde von Neapel entfernt.
  • die Insel Capri. Keine Vulkaninsel, sondern eie Kalksteininsel aus der Kreidezeit mit vielen Verkarstungen und Bruchzonen.
  • Campi Flegrei. Eine geologisch spannende Vulklanregion, wenige Kilometer westlich Neapels. Deren Zugang ist leider teilweise gesperrt.

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