Interview einer Berufseinsteigerin

Zusammenfassung:
Interview einer jungen Geologin zu ihrem Beruf in der Umweltgeologie. Barbara (M.Sc) studierte an der Universität einer schönen Stadt in Süddeutschland.*
Seit knapp zwei Jahren arbeitet sie in einem kleinen Geo-Ingenieurbüro mit 5-15 Mitarbeiter.

Foto oben: Probenahme eines Haufwerks. Erst nach einer Deklarationsanalyse darf das Haufwerk entsorgt werden.

Das Gespräch habe ich verkürzt und zusammengefasst wiedergegeben, so dass es in das Format meiner Blogbeiträge passt. Das vollständige Interview liegt noch auf meiner Platte. Zu den Fragen und Antworten:

Was genau macht das Ingenieurbüro und was sind deine Aufgaben?
Wir bieten Dienstleistungen im Geo- und Umweltbereich an. Meist handelt es sich dabei um geotechnische und abfallrechtliche Untersuchungen von Böden und Baugrund, die wir im Auftrag von Bauunternehmen durchführen. Ich arbeite in der Umweltgeologie. Zu meinen Aufgaben zählen die Konzeption und Durchführung von Probenahmen und Auswertung der Laboranalysen.

Die Bauunternehmen wollen also bauen. Und bevor der Erdaushub entsorgt wird, wird er untersucht und klassifiziert?
Richtig. Dazu gibt es Vorschriften, in welchem Umfang die Untersuchungen stattzufinden haben und nach welchen Grenzwerten die Boden zum Wiedereinbau oder zur Entsorgung freigegeben werden. All das übernehmen wir für die Bauunternehmen.

Wie stark ist da noch die Verbindung zur eigentlichen Geologie?
Das Wissen um die Eigenschaften verschiedener Gesteine ist wichtig. Bei stark bindigen Böden geht man ganz anderst heran als bei Sanden und Kiesen. Gesteinsansprachen muss man immer mal können. An Grundlagen in der anorganischen Chemie kommt man auch nicht vorbei. Vor allem muss man aber die einschlägigen Regelwerke von Bund und Länder kennen. In unserem Team sind auch Geographen und Umweltingenieure.

Meinen Erfahrungen nach hat Umwelt und Ökologie auf den Baustellen nicht den besten Ruf. Wie gestaltet sich bei dir die Zusammenarbeit vor Ort?
In den meisten Fällen genießen wir bei unseren Auftraggebern schon einen Expertenstatus und sind darüber hinaus beratend tätig. Wir suchen ja nach Lösungen zu Themen, zu denen der Auftraggeber wenig Expertise aufweisen kann. Es gab in meiner kurzen beruflichen Laufbahn aber auch Fälle, bei denen nur Druck auf uns ausgeübt wird: Wenn unsere Ergebnisse und Interpretationen nicht so ausfallen wie gewünscht, kostet das den Unternehmen Zeit und Geld. Wir werden von den Firmen bezahlt. Von daher kann es zu Interessenskonflikten kommen.

Und wie gehst du damit um?
Mein Chef hat die Einstellung, dass wir uns selbst mehr schaden würden, würden wir unsere Glaubwürdigkeit und Seriösität für kurzfristige Gewinne über Bord werfen. Und selbst möchte ich auch nicht in einer rechtlichen Grauzone arbeiten. Aber trotz des Rückhalts vom Büro ist es manchmal schwer, sich durchzusetzen. Die Interpretation und das Umsetzen rechtlicher Vorgaben ist nicht immer Schema F. Nicht immer schwarz oder weiß.

Hältst du dein Gehalt für die Arbeit angemessen?
Ich bin bei einer 40h-Woche mit einem Jahresgehalt von ca. 40.000 Euro eingestiegen. Heute verdiene ich nicht ganz 45.000 Euro. Überstunden sind bereits bis 10% der Wochenstunden mit dem Gehalt abgegolten. Darüber komme ich aber nur, wenn Kampagnen anstehen. Ich arbeite in einem kleinen Büro, was nicht die allergrößten finanziellen Mittel hat. Auf der anderen Seite stehe ich noch am Anfang meiner beruflichen Karriere und das Büro bietet mir viele wichtige Fortbildungen. Obwohl das die letzten Monate über schwer war (Anm. Pandemie). Es ist ein faires Geben und Nehmen. Die Arbeit gefällt mir.

Danke für das Interview.

* die spannenden Antworten zu Rollenkonflikten und Gehalt am Ende wollte ich im Interview behalten. Deswegen wurden auf Wunsch von Barbara Namen und Angaben zum Umfeld von mir geändert oder entfernt.

2 Gedanken zu „Interview einer Berufseinsteigerin

  1. Mario

    Eine übliche Bezahlung für diese Branche. Sollte höher sein, ist oft auch niedriger. Und der übliche Druck. Ein guter Einblick. Danke.

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  2. Helmit

    In Süddeutschland sollten im zweiten Jahr mindestens 50k pro Jahr drin sein. Ich glaube, sie geht ihren Weg.

    Antworten

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