Geopoetik, Geopoesie und Geodichtung

Zusammenfassung: 
Die Geologie spielte lange Zeit eine untergeordnete Rolle in der Dichtkunst. Das änderte sich ab dem frühen 19. Jhd. Sie führt aber immer noch ein Schattendasein.

Foto links: Klippen in Irland waren Inspiration so mancher Geopoesie

Für die drei oben erwähnten Begriffe kenne ich keine allgemeingültigen Definitionen. Es scheint jedoch in den Literaturwissenschaften, dass sich die Geolyrik oder Geopoetik -vereinfacht ausgedrückt- mit allem beschäftigt, was mit Landschaft und Orte, Territorien zu zun hat. Es dominieren die geografischen Elemente über denen der Geologie. In meinen Augen griffiger ist dafür die Bezeichnung Literaturgeographie. Außerhalb unserer Landesgrenzen sieht es etwas anderst aus: Vor etwas über 30 Jahren gründete Dr. Kenneth White das ‚International Institute of Geopoetics‘ und versuchte die Geopoetik als Studienfach und Forschungszweig in Frankreich und GB zu etablieren. Dieser Begriff der Poetik bezeichnet die Lehre der Dichtkunst und weniger die Dichtung selbst. Ich nutze daher im weiteren Beitrag lieber den Begriff Geopoesie oder einfach nur Geodichtung.

Wie kommen wir innerhalb der Geopoesie nun weg von der Geographie hin zur Geologie? Eine Option: Die Geologie übt einen gewissen Einfluß auf uns Menschen aus, sie muss ein bestimmtes Gewicht haben, sodass man sich auch in literarischer Weise damit befasst. Die Relevanz, sich in der Dichtkunst auch mit der Geologie zu befassen, sehe ich in den folgenden Punkten:

  • Steine- im weiten Sinne die ganze Geolgie, bildet die Grundlage unseres Planeten und unseres Lebens.
  • Darüber hinaus bieten uns Steine Schutz vor Naturkatastrophen und vor Feinden (Waffen, Höhlen, Mauern). Geologische Prozesse können aber auch selbst Gefahr sein.
  • Und Steine fungieren als ästhetische Objekte und als Kulturgut. Geologie wird zur Kunst.

Die Geologie war über lange Zeit ‘nur’ reines Handwerk. Beispielhaft hat das Steigerlied aus dem 17. Jhd Berühmtheit erlangt, welches heute noch bei Fußballvereinen mit Mining-Tradition von den Fans vor Spielbeginn gesungen wird.

Die Geologie als ernstzunehmende Wissenschaft existiert erst seit Ende des 18. Jhd. Vorher galten Minerale und Fossilien maximal als Kuriosität der Natur und als Sammelobjekte von Adligen und Reichen. So wundert nicht, dass geologische Gedichte zuvor quasi nicht existierten. Eine eigene Kunstform dagegen bildeten ab dem 19. Jhd die geologischen Spottgedichte. Erfreuten sich satirische Werke zu der Zeit großer Beliebtheit, luden gerade kontroversen Themen zur Entstehung der Fossilien und der Herkunft und Entstehung der Gesteine dazu ein. Zuvor bezog man sich bis dahin auf die Macht oder Schönheit der Natur.

Es lassen sich namhafte Verteter verschiedener Epochen finden, die sich der Geodichtung annahmen. Reine Geopoethen sind mir hingegen nicht bekannt. Die Gedichte von Friedrich Hölderlin (18.Jhd – 19.Jhd), Annette von Droste-Hülshoffs Mergelgrube (19.Jhd) oder Nelly Sachs mit ihrem Chor der Steine (20.Jhd) seien hier genannt. Großartige Gedichte gibt es von Josef Viktor von Scheffel (19. Jhd). Wie er seine für damalige Verhältnisse beeindruckende Kenntnisse der Geologie in seinen Werken einbringt sucht seines Gleichen. Beispiele sind sein Ichthyosaurus und der Granit aus seinem Großwerk Gaudeamus.

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