Buch: Eine Karte verändert die Welt

Zusammenfassung: 
“Eine Karte verändert die Welt – William Smith und die Geburt der modernen Geologie”. Ein Kommentar zum Roman von Simon Winchester,

Foto links: das Buch enthält die ein oder andere schöne Zeichnung (engl. Version)

Ich las ein wenig über die Wissenschaftsgeschichte der Geologie. Gerade die Dekaden zu Beginn des 19. Jhd waren eine äußerst spannende Zeit, ein bekannter Zeitgenosse damals war William Smith. Vor rund 10 Jahren in einem der ‘Waterstones’ (bekannte Bookshop-Kette) in London entdeckte ich jener Roman von Simon Winchester, geschrieben 2001: “The map that changed the world”. Eine Karte verändert die Welt. Das Buch erwarb ich noch im Laden und beziehe mich in meinem Beitrag auf die englische Originalausgabe. Die Übersetzung ins Deutsche soll absolut in Ordnung sein.

Inhalt: William Smith, geb. 1769 arbeitete in England als Ingenieur im Straßen und Kanalbau. Bei der Ausübung dieser Tätigkeiten bemerkte er wiederkehrende Muster in den Querprofilen der Böden. Bei Fossilienfunde erkannte er je nach Fundort ebenfalls wiederkehrende Merkmale. Er begann, diese systematisch aufzuzeichnen und erstellte Karten des Untergrunds. Über die nächsten 15-20 Jahre sollte er schließlich ganz England geologisch kartiert haben und sich dabei bis in den finanziellen Ruin getrieben haben.

Besprechung: Das Buch stellt eine Biographie des William Smith in Romanform oder einer Erzählung dar, was es sehr unterhaltsam und flüssig lesen läßt. Die Beschreibung der Landschaften Englands finde ich zudem sehr gelungen, ebenso seine Gedankengänge, wenn er detektivisch versucht, aus den geologischen Puzzleteilen das Ganze zu verstehen. Die geologischen Sachverhalte sind dabei etwas vereinfacht dargestellt, aber Simon Winchester beherrscht dabei die Gratwanderung zwischen wissenschaftlicher Korrektheit und Verständnis für einen interessierten Laien meines Erachtens sehr gut.

Simon Winchester nimmt sich deutlich weniger ‘kreativer Freiheiten’ heraus, wie zum Beispiel Daniel Kehlmann bei seiner doch fast fiktiven “Vermessung der Welt” aus 2005 (mit Humboldt & Gauss als Protagonisten). Insgesamt sehe ich William Smith in dieser Biographie als etwas zu heroisch beschrieben. Zur damaligen Zeit war die geologische Wissenschaft in einer heißen Phase: Die Kontroversen zwischen ‘Plutonismus und Neptunismus’, die ersten wissenschaftlich begründete Thesen einer langzeitlichen Erdgeschichte wurden diskutiert und stellten sich gegen die bislang anerkannte biblische Erdgeschichte mit ihrer Sintflut. William Smith hatte hier ‘auf das richtige Pferd’ gesetzt und machte sich seine Gedanken mit teils bahnbrechenden Notizen. In Realität hielt er sich bzgl. Äußerungen und Interpretationen aber doch weitgehend zurück. Im Buch von S. Winchester dagegen wirkte es fast so, als hätte er die biblische Evolutionslehre selbst zu Grabe getragen. Zum Anderen fand William Smith seinen Gegenspieler in George Bellas Greenough; einem in geologischen Kreisen sehr einflussreichen, aber versnobbten Dilettanten, wie im Buch so schön nacherzählt. Der Leser muss hier meines Erachtens zwischen den Gedanken Smiths und den historischen Tatsachen zu unterscheiden wissen. Greenough war immerhin einer der Gründer der Geological Society of London und hat enorm viel für das gesellschaftliche Ansehen der Geologie getan. Dass er den antiquierten Lehren Abraham Gottlob Werners folgte, war sicher unglücklich. Dass er dann einem William Smith und seinen frühen Ideen von Leitfossilien sehr skeptisch und unlauter gegenüberstand, ist zu kritisieren. Doch für den damaligen Zeitgeist nachvollziehbar.

Dem Lesevergnügen macht das aber keinen Abbruch, im Gegenteil. So kommt die Gedankenwelt William Smiths unterhaltsam beim Leser an. Sein Leben und seine enorm wertvollen Dienste für die moderne Geologie werden in dem Roman spannend und kurzweilig beschrieben.

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