Fracking-Gasgewinnung in Deutschland

Zusammenfassung:
Seit Beginn der Energiekrise wird über die Gasvorkommen in Deutschland gesprochen und ob die Exploration via Fracking im eigenen Land wirtschaftlich, politisch wichtig und gar klimatechnisch wertvoll sei. Geowissenschaftler in Deutschland diskutieren.

Eine Pressemitteilung zweier geologischer Verbände und eine Stellungnahme der Gruppe „Geos for Future“ hat mich dazu bewogen, ein paar persönliche Gedanken im Blog darzustellen.

Einordnung:
Die Stimmen pro Fracking kommen vermehrt aus den politischen Lager der FDP und der Union. Inwieweit das Oppositionsgehabe ist bzw. von Seiten der Regierungs-FDP ein erneutes ‚Ärgern der Grünen‘ darstellen solle oder es tatsächlich ernstzunehmende Vorschläge sind, war für mich schwer einzuordnen. Durch die Pressemitteilung zweier großer Geo-Verbände hat sich das meines Erachtens geändert, da sich endlich ein Zusammenschluss von Experten öffentlich in diese Diskussion einbringt und der Sache nun mehr Gewicht gibt: Die Deutsche Geologische Gesellschaft – Geologischen Vereinigung (DGGV) und der Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler (BDG) sprachen sich nämlich im November 2022 deutlich für eine Gewinnung von Gas über Fracking aus. Die Gruppe „Geos for Future“ dagegen hat als Reaktion darauf im Dezember 2022 eine Stellungnahme verschickt und sogleich eine Petition ins Leben gerufen, die sich gegen die Mitteilungen der beiden Verbände positioniert.

Wertung: Die Standpunkte der DGGV und BDG belaufen sich darauf, dass das fachliche Wissen und die Technik für eine (sichere) Umsetzung vorhanden seien, um das Fracking-Moratorium von 2011 und 2017 wieder aufheben zu können. Und auch ein, global gesehen, mittelfristig geringeren CO2-Fußabdruck durch heimisches Fracking klingt für mich plausibel. Und genau da beginnen auch meine Probleme: Es ist ja nicht damit getan, dass man ein paar Löcher bohrt und sechs Monate später hat Deutschland Gas. Selbst mit einem beschleunigten Genehmigungs- und Planungsprozess und einer verlässlichen Kartierung braucht es mehr Zeit. Und zusammen mit den benötigten Anfangsinvestitionen können wir dann getrost davon ausgehen, dass eine heimische Förderung von Gas weit über den Zeitraum des „Gas als Brückentechnologie“ hinausgehen wird. Möglicherweise wird Erdgas sowieso länger benötigt als Stand heute zum Ziel gesetzt. Kann man davon vielleicht schon ausgehen? Wir werden sehen, ich weiß es nicht.

Wie die Geos for Future in Ihrer Stellungnahme andeuten, sind die DGGV und der BDG Lobbyverbände für Geologen und berufliche Geologen (und für unsere Berufsgruppe wäre Fracking in Deutschland außer Frage gut) und bilden weniger das Gesamtspektrum der Geowissenschaften ab. Leider liest sich die Pressemitteilung für mich genau so und unter uns gesagt; gefühlt waren Geologen in der Vergangenheit auch nicht wirklich bekannt dafür, besonders klimafreundlich zu agieren. Fairerweise muss hinzugefügt werden, dass sich die Mitglieder der DGGV selbst uneinig sind und nicht geschlossen hinter den veröffentlichten Aussagen stehen, wie der Verband einräumte.

Ausblick: Nicht destotrotz haben mich das Vorpreschen der beiden Verbände in dieser Diskussion und die Stellungnahme der Geos for Future sehr gefreut. Mir kam es nämlich lange so vor, als würde es sich die Geologie oft leicht machen und sich auf ihre Wissenschaft zurückziehen,- und wichtige geowissenschaftliche Fragestellungen, die Politik und Gesellschaft betreffen lieber anderen zu überlassen. Wortmeldungen und Diskussionen von Geologen zu genau diesen Themen halte ich nämlich für wichtig in einer Gesellschaft.

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